Chinesische Arbeiter, die für russische WM-Maskottchen herstellen

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Am Abend des 14. Juni 2018, in einer Spielzeugfabrik in Dongguan: Vor zwei Laptops umgibt sich eine Schar von chinesischen Arbeitern, die sich die Eröffnung der WM 2018 anschauen. „Guckt mal, unser Wolfsjunge!“ ruft eine Arbeiterin mit großer Freude. Mit dem „Wolfsjungen“ meint sie „Zabivaka“, das Maskottchen der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft. Durch sie empfinden die Arbeiter zum ersten Mal eine Verbindung zu den Feierlichkeiten im Stadion Luzhniki, das ca. 7000 Kilometer weit entfernt von ihnen liegt. Für viele der Arbeiter ist es auch das erste Mal, dass sie sich eine WM-Übertragung anschauen.

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Anfang April 2018, Arbeiter der Spielzeugfabrik machen Überstunden, um rechtzeitig mit dem Auftrag fertig zu werden.

Im April stellte das Organisationskomitee der WM fest, dass die russische Leichtindustrie große Schwierigkeiten mit der Anfertigung der hohen Anzahl an Maskottchen habe. Darum wendete es sich schließlich an die chinesische Fabrik.

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Das Foto zeigt eine Arbeiterin beim Nähen von „Zabivaka“.

Diese große Bestellung in Höhe von einer Million musste innerhalb von einem Monat fertiggestellt werden. So fingen die Arbeiter in diesem Monat jeden Tag um 8:00 Uhr am Morgen an und machten erst um 22:00 Uhr in der Nacht Feierabend. Sie wussten auch nicht, dass es sich um die Maskottchen der WM handelt: Es wurde als Geheimnis gehalten, bevor die Puppen mit den Etiketten versehen wurden. Die Arbeiter nannten diese Tierchen einfach „Wolfsjunge“.

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Das Foto zeigt die Hände einer Arbeiterin mit Gelb geräucherten Nägeln.

Auch für die chinesische Fabrik ist es keinesfalls leicht, innerhalb eines solch kurzen Zeitraums eine Million Puppen fertigzustellen. Der Chef der Fabrik gründete deshalb eine Sondergruppe, deren Mitglieder sich in einer extra aufgeräumten Werkstatt der Herstellung der Maskottchen widmeten. „Es ist mir eine große Ehre, auf diese Weise an der WM teilzunehmen“, erklärte der Chef.

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Wegen des Nähens sind die Hände einer Mitarbeiterin an vielen Stellen verletzt.

Die Mitglieder der Sondergruppe werden nach den folgenden Kriterien ausgewählt: Langjährige Erfahrungen, gute Technik und Größe – die Herstellung der 2,1 Meter großen Puppe wäre für einen kleineren Arbeiter eine äußerst mühsame Aufgabe. Demnach wurde eine Gruppe von erfahrenen Arbeiterinnen ins Leben gerufen, die von Frau Yu angeführt wurde. Yu war vor vier Jahren auch an der Herstellung der Maskottchen bei der WM in Brasilien beteiligt.

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Das Foto zeigt, wie Liu Aimin ein „Zabivaka“ näht. Bereits 1994 ist sie mit ihrem Ehemann nach Guangdong gekommen, um zu arbeiten. In den 24 Jahren hat sie nur einmal den Arbeitsplatz gewechselt. Sie kann sich nicht mehr daran erinnern, wie die erste von ihr genähte Puppe aussah. Sie erinnert sich lediglich daran, dass sie damals monatlich nur 180 Yuan verdiente.

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Eine Arbeiterin zeigt das von ihr hergestellte „Zabivaka“.

Zuerst wussten die Arbeiter nicht, um was für ein Tier es sich dabei handelt. Die Fabrik stellt seit langem für Disney und Universal Studios Puppen her, jedes Jahr bis zu 1000 Arten. Abgesehen von SpongeBob Schwammkopf und Spiderman kennen sie meist nicht einmal den Namen. Aber manchmal, wenn sie fernsehen, erinnern sie sich daran: „Ah ja, diese Puppe haben wir doch mal gemacht“.

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Das Nähen der Puppe ist keine spaßige Arbeit. Man ist dabei dem Rauch ausgesetzt und kann sich oft an der Hand verletzen. Wegen des Zeitdrucks müssen sich die Arbeiter umso mehr anstrengen, selbst in der Mittagspause: sie müssen schnell mit dem Essen fertig werden, um mehr Zeit dafür zu haben, sich auszuruhen.

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Nach mehrfachen Überprüfungen dürfen die Maskottchen endlich nach Russland gehen. Innerhalb von 30 Tagen hat die Fabrik 100 große „Zabivaka“ und eine Million 30-Zentimeter große Puppen hergestellt Ein 2,1 Meter großes „Zabivaka“ wiegt ca. 45 Kilogramm, ungefähr sowie wie eine Arbeiterin. Allein die Kosten für den Versand eines solchen Maskottchens betrugen 7000 Yuan. Der Chef schenkte den Arbeitern nach der Ablieferung der Puppen Fotos, auf denen bekannte Fußballstars mit den Puppen posierten. „Ich bin wirklich froh, dass die von mir hergestellten Puppen exportiert werden, obwohl ich noch niemals im Ausland gewesen bin“, sagte Frau Yu, „aber diese Personen (die Fußballstars) kenne ich nicht. Sind sie sicheralle bekannt, oder?“ fragte sie.

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Der „Wolfsjunge“ wird mit anderen Puppen in der Fabrik ausgestellt.